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Appell der baden-württembergischen Kulturverbände gegen massive Kürzungen

Offener Brief des Landesmusikrates

17.12.2025 – Kategorie: Presse

Die finanzielle Situation von Städten und Gemeinden in Baden-Württemberg ist aktuell sehr angespannt bis kritisch, was sich in Haushaltsdefiziten und steigender Verschuldung niederschlägt. Wachsende Aufgaben ohne ausreichende Finanzierung belasten die Kommunen stark, die neben Bund und Ländern die größten Kulturförderer in Deutschland sind.


Uns ist bewusst, dass der finanzielle Druck in den Städten und Kommunen vielerorts zu Einsparungen führen wird. Doch diese müssen umsichtig erfolgen, so dass bestehende Strukturen nicht zerstört werden. In der finanziell schwierigen Situation richtet sich der Blick meist auf die sogenannten freiwilligen Leistungen. Insbesondere im Bereich der Kultur drohen diese stark zurückgefahren zu werden. Doch ist der Kulturauftrag des Staates keineswegs auf Freiwilligkeit angelegt.


Denn Kunst und Kultur sind Grundbedürfnisse der Menschen, nicht schmückendes Beiwerk. Der moderne Mensch wäre ohne Kunst und Musik nicht denkbar – das zeigen bereits die ältesten Artefakte. Sie sind die Grundlage dafür, dass es gelingt, in kleinen und großen Gruppen Emotionen zu teilen und gut miteinander zu leben.


Musik und Kunst sind Alleskönner. Sie tragen unmittelbar zur Lebensqualität in den Städten und Gemeinden bei, sie sind Teil der Bildungsinfrastruktur und sie sichern den gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Kulturelle Bildung und künstlerisches Handeln vermitteln Kindern und Jugendlichen Schlüsselqualifikationen, wie Kreativität, Konzentrationsfähigkeit, Zusammenarbeit, Selbstwirksamkeit und Leistungsbereitschaft. Sie sind für eine ganzheitliche Erziehung unverzichtbar. Kürzungen in diesem Bereich konterkarieren nicht zuletzt den Bildungsauftrag der Öffentlichen Hand.


Musik, Kunst, Tanz, Literatur und Theater schaffen Heimat. Sie sind Brückenbauer zwischen Generationen, Kulturen und Lebenswelten. Gerade in Zeiten gesellschaftlicher Herausforderungen brauchen wir Menschen und Institutionen, die diese Brücken bauen. Deshalb ist kulturelle Bildung eine Investition der aktuellen Gesellschaft in die Zukunft und schafft damit die Grundlage für die notwendigen sozialen und emotionalen Kompetenzen künftiger Generationen.
Die Kulturausgaben haben die finanzielle Misere der Städte und Gemeinden nicht verursacht. Kunstschaffende und Kulturinstitutionen bekommen sie jedoch als erstes und besonders stark zu spüren – vielerorts drohen die Kürzungen asymmetrisch zu deren Lasten zu gehen. Dabei sind die tatsächlichen Einsparpotenziale durch Kürzungen der Kultur verhältnismäßig gering; aufgrund fehlender Reserven von Kulturinstitutionen haben sie jedoch unmittelbare und fatale Auswirkungen.


Die Kulturverbände Baden-Württembergs fordern daher

  • den Verzicht auf asymmetrische, überproportionale Kürzungen in der Kultur,
  • eine Konzentration auf echte Kostentreiber und
  • die Wertschätzung kultureller Leistungen als Teil der Bildungsinfrastruktur des Landes.

Der Landesmusikrat Baden-Württemberg ist die Dachorganisation aller Verbände und Institutionen im Bereich der Musik in Baden-Württemberg, die gemeinsam ca. 1,6 Millionen Mitglieder repräsentieren. Er vertritt 75 Mitgliedsverbände und Institutionen der Musikpflege im Bundesland.


Gemeinsam mit mehreren seiner größten Mitgliedsverbänden, dem Landesverband der Musikschulen Baden-Württembergs e. V., dem Landesmusikverband Baden-Württemberg e. V., dem Tonkünstlerverband Baden-Württemberg e.V.; dem Verband Evangelische Kirchenmusik in Württemberg, dem Kirchenmusikverband der Ev. Landeskirche in Baden, richtete der Landesmusikrat diesen dringenden Appell an alle Verantwortlichen auf Kommunal- und Landesebene.